In Madrid entsteht derzeit ein einzigartiges Umweltschutzprojekt. Die Stadt, die Heimat für über sechs Millionen Menschen ist, wird von einer 75 Kilometer langen, grünen Stadtmauer umgeben sein. Diese soll nicht nur CO2 speichern und die sommerliche Hitze mildern, sondern auch neue Arbeitsplätze schaffen.
Das Projekt "Wald der Metropolregion" nimmt die historische Idee von Stadtmauern auf, überträgt diese allerdings in eine umweltfreundliche Initiative. Solarpunk in der Praxis quasi. Anstatt Stein und Mörtel zu verwenden, wird hier ein Wald gepflanzt, der die ganze Stadt umgeben soll. Dabei wird er keine glatte Grenze formen, sondern vielmehr Brachflächen mit vorhandenen Parks und Wäldern verbinden. Dies schafft einen natürlichen Lebensraum für die Tierwelt der Region. Auch begrünte begrünte Autobahnbrücken sollen die Wanderung von Tieren zwischen den Wäldern ermöglichen.
Madrid, eine Stadt, die im Sommer unter intensiver Hitze und schlechter Luftqualität leidet, plant dieses Projekts bis 2032zu realisieren. Jährlich sollen bis zu 175.000 Tonnen CO2 gespeichert werden. Rund 500.000 neu gepflanzte Bäume sollen eine natürliche Isolationsschicht bilden und die sommerlichen Höchsttemperaturen im Wald im Schnitt um 4 Grad senken.
Madrid steht im Sommer regelmäßig vor erheblichen Herausforderungen aufgrund extremer Temperaturen. In den Sommermonaten erreichen die Temperaturen häufig Werte um die 40 Grad Celsius. Diese intensiven Hitzewellen setzen nicht nur der Umwelt und der Infrastruktur der Stadt zu, sondern beeinträchtigen auch massiv die Lebensqualität und Gesundheit der Bevölkerung. Die Kombination aus Hitze und schlechter Luftqualität – vor allem bedingt durch hohe Verkehrsemissionen – verstärkt zudem gesundheitliche Probleme, von Atembeschwerden bis hin zu Hitzeschlag. Das betrifft insbesondere ältere Menschen und Kinder.
Diese Hitzeperioden führen zu einer erhöhten Belastung für Mensch und Natur, dem sogenanntem Hitzestress. Dieser Begriff bezeichnet die Belastung, die entsteht, wenn hohe Temperaturen auf einen Mangel an kühlenden Faktoren wie Schatten oder Wind treffen. Insbesondere in städtischen Gebieten, wo Beton und Asphalt die Sonnenstrahlen absorbieren und zurückstrahlen, entsteht ein sogenannter Urban Heat Island-Effekt, der die Temperaturen in der Stadt zusätzlich erhöht.
Der Urban Heat Island-Effekt (UHI-Effekt) bezeichnet das Phänomen, dass es in städtischen Gebieten tendenziell wärmer ist als in den umgebenden ländlichen Gebieten. Dies liegt an der Konzentration von Gebäuden, Straßen und anderen infrastrukturellen Elementen, die Sonnenlicht absorbieren und Wärme speichern.
Angesichts dieser Herausforderungen hat sich die Stadt Madrid dazu entschieden, innovative und nachhaltige Lösungen zur Bekämpfung der sommerlichen Hitze zu entwickeln. Der „Wald der Metropolregion“ ist eine solche Lösung. Die 500.000 Bäume bieten Schatten, reduzieren die Reflektion der Sonnenstrahlenvon den Straßen und Gebäuden und erzeugen Sauerstoff. Zudem tragen sie dazu bei, die Stadtluft zu kühlen, indem sie Feuchtigkeit freisetzen, die beim Verdunsten Kühle erzeugt. So wird die sommerliche Hitze erheblich gemildert, was zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität der Stadtbewohner und Tiere führt.
Der "Wald der Metropolregion" ist nicht nur ein Umweltprojekt, sondern auch ein erheblicher wirtschaftlicher Impuls für die Region. Mit einer Investition von 75 Millionen Euro werden neue Arbeitsplätze geschaffen und die regionale Wirtschaft nachhaltig angekurbelt.
Neben der Forstwirtschaft und dem Landschaftsbau profitieren auch wissenschaftliche Felder von diesem Projekt. Umweltwissenschaftler:innen und -techniker:innen werden damit beauftragt, das Projekt nachhaltig und umweltfreundlich zu gestalten. Sie arbeiten Hand in Hand mit Ökologen, die die Auswirkungen des Projekts auf die lokale Flora und Fauna kontinuierlich überwachen und bewerten.
Darüber hinaus schafft das Projekt Arbeitsplätze im Bau- und infrastrukturellen Sektor. Ingenieur:innen und Techniker:innen, die an der Planung und Umsetzung von begrünten Brücken und anderen infrastrukturellen Elementen des Projekts arbeiten, sind unerlässlich, um den Erfolg und die Nachhaltigkeit des Vorhabens zu gewährleisten.
Das Projekt ist Teil des „Plan Madrid 360“, welcher eine umfassende Strategie für den Umweltschutz und der Steigerung der Lebensqualität darstellt. Zu den Maßnahmen gehören autofreie Straßen, Tempo 30 auf einspurigen Straßen in Städten und die aktive Einbeziehung der Bürger:innen in nahezu alle Projekte.
Der „Plan Madrid 360“ ist ein ganzheitlicher Ansatz, um die Lebensqualität in der spanischen Hauptstadt nachhaltig zu verbessern. Zu den Kernfaktoren des Plans zählen:
Mit dem „Wald der Metropolregion“ setzt Madrid ein bedeutendes Zeichen in Bezug auf die städtische Nachhaltigkeit und den Klimaschutz. Durch die Bepflanzung mit einheimischen Bäumen, die wenig Wasser benötigen und dem Verzicht auf eine aufwändige Parkpflege, zeigt die Stadt, wie Ressourcenschonung in der Praxis umgesetzt werden kann.
Madrids grüne Stadtmauer ist ein inspirierendes Beispiel für Städte weltweit, die nachhaltigere und umweltfreundliche Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bewohner:innen und zur Bekämpfung des Klimawandels suchen.