Um soziale Ideen zu verwirklichen, ist die Verfügbarkeit finanzieller Mittel unabdinglich. Sponsoring mit Unternehmen aus dem kommerziellen Sektor bringt aber meist einige Probleme mit sich, wie zum Beispiel eine mögliche Einflussnahme auf das Projekt oder eine ideelle Verfälschung der Kampagne durch Werbemaßnahmen. Die grundlegende Finanzierung von Non-Profit-Organisationen gestaltete sich daher meist durch Spendenmarketing, bei dem langfristig private Unterstützer:innen der Organisation gewonnen werden sollen – ein langwieriger und arbeitsintensiver Prozess.
Seit einigen Jahren gibt es nun einen neuen Weg, der möglicherweise die Lücke zwischen den beiden herkömmlichen Prozessen schließen könnte: Crowdfunding ermöglicht die Verwirklichung konkreter sozialer Projekte durch das Sammeln von kleinen bis mittleren Summen von vielen motivierten Unterstützer:innen, die an eine Idee glauben. Im folgenden Video bekommst du einen kleinen Einblick über das Crowdfunding.
Das Konzept von Crowdfunding ist genauso genial wie einfach: Viele Unterstützer:innen leisten einen kleinen Beitrag, um ein wichtiges Projekt zu ermöglichen.
Plattformen, die diese Schwarmfinanzierung auch für Non-Profit-Organisationen ermöglichen, schießen zahlreich aus dem Boden. Woher die Idee kommt, welche Vor- und Nachteile Crowdfunding mit sich bringt und wie Fundraiser das Konzept praktisch anwenden können, erklären wir dir in diesem Artikel.
Die Idee des Crowdfundings ist nicht ganz so neu, wie es den Anschein macht. Schon der Sockel der Freiheitsstatue in New York wurde durch die Spendengabe von über 100.000 Bürger:innen der Stadt ermöglicht. So richtig zündete die Idee aber erst Jahrhunderte später, im Zeitalter des Internets: Der Anstieg von Raubkopien in der Musikbranche führte zur Gründung einer Plattform, auf welcher Fans die Arbeit von Künstler:innen finanziell unterstützen konnten. Die Hip-Hop-Formation „Public Enemy“ war die erste weithin bekannte Gruppe, die sich somit ein Album finanzieren konnte, viele weitere folgten.
Bald war der Siegeszug des Crowdfundings nicht mehr aufzuhalten und andere Branchen entdeckten das Potential der Gruppenfinanzierung für sich: In Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft, Journalismus und nicht zuletzt sozialen Projekten ist die Schwarmfinanzierung heute ein etabliertes Vorgehen. Die Weltbank schätzt, dass bis zum Jahr 2025 das Gesamtvolumen des Crowdfundings auf 95 Milliarden US-Dollar anwachsen könnte.
Bevor du selbst Crowdfunding-Maßnahmen einleitet, solltest du dir kurz die Zeit nehmen um abzuwägen, was die Methode tatsächlich leisten kann und wo die Grenzen liegen. Zur Übersicht der Vor- und Nachteile haben wir dir eine Pro und Contra Liste Liste angelegt:
Die Liste ist natürlich bei weitem nicht vollständig, kann jedoch erste Denkanstöße für die Planungsphase geben. Wichtig ist, dass jede Organisation genau abwägt, welche Faktoren für ihr soziales Projekt wichtig sind und diese entsprechend der persönlichen Gewichtung einstuft.
Eine ultimative Anleitung für die Gestaltung von Finanzierungskampagnen gibt es nicht. Gerade Einsteiger:innen sollten den Prozess zunächst als Lernerfahrung betrachten. Ständige Nachbesserung und Nutzung des Feedbacks aus der Community sind essentiell für erfolgreiches Crowdfunding. Wichtig ist vor allem, zuerst ein konkretes Projekt mit festen Zielen zu definieren. Diese sollten genau terminiert sein, inhaltlich ansprechend dargestellt werden und mit einer exakten Summe für die Umsetzung festgeschrieben werden.
Anschließend gilt es dann die Werbetrommel für die Idee zu rühren. Das funktioniert am besten über Social Media: Wer hier bereits eine aktive Community aufgebaut hat, kann diese Reichweite nutzen, um das Projekt auf allen Plattformen bekannt zu machen. Die Maßnahmen sollten dabei über den ganzen Zeitraum aufrechterhalten werden, damit die Unterstützer:innen laufende Updates über den Fortschritt bekommen und das Gefühl eines gemeinsamen „Spendenmarathons“ entsteht. Ein laufender Fortschrittsbalken oder ein Spendenbarometer mit dem Gesamtziel sind dabei Standard. Auch wenn die Kampagne nicht so gut ankommt wie erwünscht: Der Fokus sollte stets optimistisch auf den positiven Aspekten des Verlaufs liegen. Studien zeigen nämlich, dass Menschen auch beim Crowdfunding lieber ein „Gewinnerteam“ unterstützen, also ein Projekt dessen Ziel erreichbar erscheint. Viele Crowdfunding-Kampagnen legen gerade auf der Zielgerade noch einmal entscheidend zu.
Hilfreich ist es außerdem, für Spendenbeiträge gewisse Anreize zu vergeben. Beim sogenannten „Reward-based Crowdfunding“ erhalten Unterstützer:innen kleine Prämien für zuvor definierte Summen. So könnte ein soziales Musikprojekt zum Beispiel ab 50€ eine CD anbieten, ab 150€ einen Pullover mit dem Logo der Organisation und für besonders großzügige Spenden über 1000€ würde eine Privatvorstellung im heimischen Wohnzimmer erfolgen.
Nach dem großen Hype der Anfangsphase hat in den letzten Jahren etwas Ernüchterung Einzug gehalten. Zu Hochzeiten des Crowdfundings drängten zu viele halb durchdachte Projekte auf den Markt, die selbst nach erfolgreicher Finanzierung ihre Versprechungen nicht erfüllen konnten. Mittlerweile hat sich die Lage aber wieder stabilisiert und die Schwarmfinanzierung ist Teil der gängigen Fundraising-Praxis geworden. In wohltätigen Organisationen wird übrigens auch häufiger der Begriff „Crowddonation“ verwendet.
Auch im Bereich der Zahlungsabwicklung stehen einige Veränderungen an: Kryptowährungen und Blockchain-Technologie stellen eine neue Möglichkeit dar, Spenden zu sammeln, ohne das Gebühren und Provisionen für Drittanbieter oder Banken anfallen. In Zukunft könnten Organisationen durch Crowdfunding somit noch unabhängiger und demokratischer agieren. Zu guter Letzt muss natürlich gesagt werden, dass Crowdfunding selbstverständlich nicht das Spendensammeln auf der eigenen Website ersetzt.